(Überarbeitet) INDIANA DEX und die Legende des ersten Winterschuhs
Original sollten diese Geschichten im dritten und letzten Buch erscheinen, „Das Endgültige Buch Dex“. Durch verschiedene Änderungen in meinem Leben konnte ich das Buch aus Mangel an Material nicht fertigstellen. Sollte es jemals dennoch zum Release kommen, so wird es diese Geschichten auch beinhalten.
Dies war meine allererste lustig angehauchte Geschichte, und ich habe sie mit all dem Wissen verbessert und erneuert, das ich über die letzten 11 Jahre Dex errungen habe. Vielleicht gefällt’s euch ja. Viel Spaß!
Vor langer Zeit, in einer Welt, die noch nicht in lichten Flammen der Fehlentscheidungen und Profilierungen stand, wurde einer Legendären, dem Leser vielleicht nicht unbekannten Person kalt an den Füßen. In der modernen Zeit, wo der Winter vielleicht noch als vage Erinnerung aus der Vergangenheit der Ahnen durchschimmert, ist generelle Kälte zum Jahreswechsel eher unbekannt. Doch es gab einmal eine Zeit, in der im Winter sogar Schnee fiel. Das ist wie Regen, nur fluffiger und irgendwie mit Fell.
Aber zurück zu unserem wagemutigen Abenteuer, welches wie üblich ohne Außerirdische, ohne Steven Spielberg und meistens ohne eine merkwürdig russische Domina stattfindet. Und damit es von hier an leichter zu lesen, als auch zu schreiben ist, gehen wir in die Ego-Perspektive.
Unser Abenteuer beginnt mit einem guten Glas Milch, in einer kerzenerhellten Bibliothek unbeschreiblichen Ausmaßes. Um mich herum lagen verteilt Bücher verschiedener Relevanz und Wichtigkeit. Von alten Beschreibungen verschiedener variierender Kulte bis zu Beschwörungsformeln von Grün-Schwarz gekleideten Deichmannsdämonen, alles war vorhanden. Meine namenlose Assistentin war ebenso fleißig am Suchen und Einsortieren von weiteren erbeuteten Schriften wie Ich. Eine Lösung für die kalten Gehwerkzeuge musste her – koste es, was es wolle, solange es nicht mein eigenes Leben war.
In einer sehr staubigen Pergamentrolle verbarg sich der Hinweis, den ich schon minutenlang suchte. Nicht, dass er etwas mit meinem bevorstehenden Abenteuer zu tun hätte, aber immerhin hatte ich jetzt ein verdammt geiles Lasagne-Rezept.
Meine Freude über diese Kulinarische Großentdeckung fiel aber eher kurz aus, denn mich traf eine weitere Schriftrolle, dieses Mal aus eher billigem Papier. Eine Art prähistorische Werbung für eine legendäre Gehwerkzeugserwärmung.
Nicht nur beinhaltete die Rolle eine Deskription des Werkzeuges, sondern gar eine Wegbeschreibung für Ortsunkundige. Und so zeichnete ich mir einen Privatjet und reiste los zu dem angegebenen Ort. Mit dabei waren praktische Ausrüstungen wie Peitschgeräusch-Smartphone-App, mein mystischer Unsichtbarer Fedora und eine Aufblasbare Gummipuppe.
So hervorragend vorbereitet und ausgerüstet konnte definitiv nichts schiefgehen. Eine kurze Wegstrecke später stach er bereits aus diesem Wald der Ruinen hervor. Imposant mit seinen archaischen Glasfronten und mystisch-automatischen Türen lud er geradezu ein, sorglos einzutreten. Dennoch ließ ich Vorsicht walten, denn das Werbepergament erwähnte einen Kult, der sich dort niederließ – ein Kult des Mammokonsums, bekannt für Sukkubusbeschwörungen und andere Verbrechen gegen Menschen mit Geldbörse.
So trat ich, höchst vorsichtig, ein, die Treppe hinab, einem vorahnungsgeschwängerten Duft folgend. Die Temperatur in diesem Tempel war ungewöhnlich, zwar warm, aber trocken, was einem Fachmann wie mir verriet, dass dieser Ort lange verriegelt war und seit gefühlten Ewigkeiten kein menschliches Wesen mehr hier existierte.
Das sonore Brummen der Klimakäfer schloss sich bald den unterbewussten Hintergrundgeräuschen an und meine Augen wanderten zu unzähligen Grabstätten, die in den Wänden eingelassen waren. Wie ein Massengrab für eine ganze Zivilisation reihten sie sich aneinander, alle nur mit lesbaren Nummern versehen. Zweiunddreißig, Sechsundzwanzig, Einundvierzig – Ich war auf der Suche nach einer Urne mit einer Sechsundvierzig. Den Alten Schriften zufolge, waren diese nämlich einer Kaste aus Wunderwirkern vorbehalten.
Ich fand auch tatsächlich einige der so markierten Urnen, sie waren jedoch meistens leer oder bis zur Unkenntlichkeit zerfallen oder gar zerstört. Viele der Urnen schienen ursprünglich auch mit Fallen gesichert oder für merkwürdige Rituale missbraucht worden zu sein. Oftmals entging ich nur durch meine adlerscharfen Maulwurfsaugen einer geschickt platzierten Speerfalle oder einer Fallgrube, die sicherlich mein unzeitiges Ende verursacht hätten.
Wie in jedem ordentlichen Abenteuer brauchte ich auch hier eine plötzlich auftretende Wendung, und diese trat ein, als ich durch eine Ablenkung plötzlich doch eine der Fallen auslöste. Eine besonders Hinterhältige gar, denn diese Falle war mit einer Beschwörung von Deichmannsukkubi belegt – Und jeder weiß, dass diese höchst penetrant und unnachgiebig sind.
Wie Eis durchfloss die Angst meine Adern, ich war entdeckt. Eine der Dämoninnen schwebte in einem unrealen Tempo auf mich zu, und mein Geist sperrte sich gegen jegliche Tortur und Qual, die auf mich zukommen möge.
Langsam öffnete die Dämonin ihren Rachen, ihre schuppige, Schwarz-Grüne Haut spannte sich, sicherlich um mich noch in der Luft mit ihren blutrot lackierten Krallen zu zerreißen und dann zu fressen. Mir blieben Sekunden. Ich suchte nach einem Ausweg, einer Lösung für das Problem. Und mit einem gutturalem Klang sprach sie:
Unwürdiger! Du hast diesen Tempel ohne das Mal des Mammokonsums betreten! Was tust du in dieser uns heiligen Stätte? Empfange die Strafe für deinen Frevel!
Von dieser schreckenserfüllenden Ansprache wie gelähmt starrte ich sie an, und völlig überraschend vollendete sie ihre Ansprache mit einem sehr undämonhaften
Kann ich Ihnen Helfen?
Die Kontrolle über meinen Willen und meinen Sinn fürs Überleben ausnutzend warf ich mich geistesgegenwärtig hinter einen Stapel bereits geleerter Urnen. Die Dämonin war ob meiner Aktion höchst verwirrt und verlor mich glücklicherweise aus den Augen. Sie blickte suchend und bluthungrig umher und krallte sich meinen Assistenten, den ich vorhin aus Geschichtstechnischen Gründen für ein paar Münzen vor dem Tempel angeheuert habe und erst jetzt erwähne, weil unwichtige Nebencharaktere erst in absolut dramatischen Situationen sterben, um zu zeigen, wie gefährlich die Lage wirklich ist, und damit ich den längsten Satz machen kann, den ich je geschrieben habe, um mir das Leben im Hörbuch unnötig schwer zu machen und der total schwer selbst zu lesen ist.
Den leiderfüllten Geräuschen meines jetzt wohl eher ehemaligen Assistenten zufolge, hatte ich nur wenige Minuten Zeit, den Schatz zu finden und meine Flucht durchzuführen. Was ich nicht realisierte, war, dass wie durch ein Wunder ich das gesuchte Werkzeug der Fußwärme in dieser verhängnisvollen Urne bereits gefunden hatte. Was sollte in dieser wagemutigen Aktion noch schiefgehen?
Meine Sorglosigkeit ging aber in Entsetzen über. Nicht nur streifte die Sukkubus weiter durch den Tempel, es gab jetzt auch weitere Kassendämonen, die an einen kleinen Beschwörungszirkel gebunden, mit Sirenenhaften Gesängen unschuldige Opfer anlockten. Sie sangen von Imprägniersprays, von Ledereinlagen, und Schuhversiegelung und anderen mystischen Dingen, im Austausch für nur eine Seele. Glücklicherweise konnte man diesen Dämonen mit guter Musik in den Ohren und gekonnten Geldscheinwürfen entgehen, und meine dicken Wohlstandsbeine trugen mich zügig und bestimmt aus dieser verdammten Ruine heraus.
Die Schreie meines verlustig gegangenen Assistenten wurden leiser, gedämpfter und mein Herz pochte in der Angst, dass mich die Deichmannsukkubus verfolgen würde, aber dann erreichte ich den Ausgang, und dorthin konnten sie mir nicht mehr folgen.
Die frische Luft im Innenstadt-Dschungel erfrischte meine angeschlagenen Gehirnzellen und ich begutachtete endlich meine Beute. Ich habe nur eine Frage…
Was mache ich jetzt mit diesem einzelnen Schuh?
Ein Gedanke zu „(Überarbeitet) INDIANA DEX und die Legende des ersten Winterschuhs“