Origin: Dex.beyond / Katie XII

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Kapitel 12: Der brennende Kern

Die Luft im Raum war plötzlich schwer, als Katies Androidenkörper abrupt erschlaffte. Das Aufleuchten ihrer violett-glühenden Augen erlosch in einem Augenblick, und der synthetische Körper, der eben noch vor Energie gestrotzt hatte, sackte kraftlos in sich zusammen. Die Maschinen um sie herum surrten noch kurz, dann verstummten sie, als ob auch sie plötzlich den Atem anhielten. Akari, Ryo und Samira starrten auf das, was vor ihnen lag – das Endergebnis einer gefährlichen Verschmelzung, die sie alle ins Ungewisse geführt hatte.

Das… war’s?“ flüsterte Samira, ihre Stimme brüchig, als sie einen zögerlichen Schritt nach vorne machte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, während sie den reglosen Körper anstarrte. „Das… kann doch nicht das Ende sein.

Vielleicht hat sie einfach einen Moment der Ruhe gebraucht“, murmelte Ryo, doch seine Stimme klang weniger überzeugend, als er es gehofft hatte. Der Raum schien plötzlich zu groß, zu leer. Die Kühle des metallischen Bodens kroch ihnen in die Knochen.

Akari, die neben den Konsolen stand, runzelte die Stirn, ihre Augen flogen über die Monitore. Sie wartete auf irgendein Signal – irgendein Lebenszeichen von der Verschmelzung. Minuten vergingen in quälender Stille. Kein Flackern, kein Summen, nichts. Schließlich gab sie einen genervten Seufzer von sich und fuhr mit den Fingern durch ihr kurzes, widerspenstiges Haar.

Ich verstehe das nicht,“ sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu den anderen. „Alles lief doch… alles sah gut aus, zumindest von außen.

Akari, was passiert hier?“ Ryo trat an sie heran und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sein Griff war fest, aber beruhigend. „Kannst du herausfinden, was schiefgelaufen ist?

Akari seufzte tief, ihr Blick blieb auf den toten Displays haften. „Ich bin mir nicht sicher… Wir sollten in der Lage sein, wenigstens irgendeine Form von Feedback zu bekommen. Selbst wenn die Verschmelzung nicht geklappt hat, müsste es doch irgendeine Reaktion geben.

Aber da ist nichts,“ fügte Samira leise hinzu, die sich neben den reglosen Androidenkörper gehockt hatte. Sie fuhr sanft mit den Fingern über die kühle Oberfläche von Katies künstlichem Arm, als könnte sie den Kontakt damit wiederherstellen. „Es fühlt sich an, als ob wir sie verloren haben.

Nein, das darf nicht wahr sein.“ Akari schüttelte den Kopf, als sie energischer auf die Konsole tippte. „Es muss noch etwas geben, was wir übersehen haben. Ich werde das nicht einfach so akzeptieren.

Die anderen beiden blickten sie schweigend an, wissend, dass Akaris Entschlossenheit oft den Unterschied gemacht hatte. Doch auch Ryo konnte die Anspannung in ihrer Stimme hören. Sie wussten, dass die Verschmelzung riskant war, aber niemand hatte wirklich erwartet, dass sie so still und unsichtbar scheitern könnte. Der Gedanke, dass Dex, die digitale Seele, und Katie, die Androiden-KI, beide verloren sein könnten, hing schwer im Raum.

Samira stand auf, ihre Augen glasig. „Ich denke, wir sollten die Diagnosesoftware laufen lassen“, sagte sie leise. „Vielleicht hat der Körper nur einen Schutzmechanismus aktiviert, oder es gibt irgendwo eine Fehlfunktion.

Ich stimme zu,“ murmelte Ryo und trat zurück zur Konsole. „Wenn wir nichts finden, wissen wir zumindest, dass wir alles versucht haben.

Akari nickte, gab einige Befehle ein und die Diagnosesoftware begann zu laufen. Das monotone Summen der Maschinen kehrte zurück, als die tiefgreifenden Tests durchgeführt wurden. Doch es dauerte nicht lange, bis die ersten Warnungen auf den Bildschirmen erschienen.

Was zur Hölle…“ murmelte Akari, als eine Reihe von Warnungen in grellen Farben über die Monitore flimmerte. „Das… das kann nicht stimmen.

Was ist es?“ fragte Ryo, der auf den Bildschirm starrte und nichts von den komplexen Anzeigen verstand.

Der Neuralprozessor…“ Akari ließ ihre Finger über die Tastatur fliegen, die Bildschirme mit Daten durchsuchend. „Er ist völlig überlastet. Die CPU läuft am absoluten Limit.

Wie kann das sein?“ fragte Samira fassungslos. „Ist das wegen der Verschmelzung?

Akari nickte stumm, während sie weiter scrollte. „Es scheint so. Dex‘ digitale Essenz und Katies KI verbrauchen zusammen so viel Rechenleistung, dass der Prozessor es nicht mehr bewältigen kann. Der Körper… er ist schlichtweg überfordert.

Was passiert, wenn der Prozessor kollabiert?“ fragte Ryo, sein Gesicht angespannt.

Das wäre das Ende für beide.“ Akari sprach ruhig, aber ihre Hände zitterten leicht, als sie die Energie- und Hitzeprotokolle durchging. „Die Hitzeentwicklung ist jenseits dessen, was der Körper aushalten kann. Wenn wir nicht schnell eine Lösung finden, wird die Überhitzung alles zerstören.

Samira, die vor Schock erblasst war, trat zurück, als ob sie die Realität nicht fassen konnte. „Was sollen wir tun? Wir können sie doch nicht einfach sterben lassen!

Wir müssen die Last von der CPU nehmen, irgendwie“, sagte Akari entschlossen, obwohl die Verzweiflung in ihrer Stimme nicht zu überhören war. „Wenn wir mehr Kühlung anbringen und die Energiezufuhr umleiten könnten, könnten wir Zeit gewinnen.

Wo bekommen wir so etwas her?“ fragte Samira, die fieberhaft nach einer Lösung suchte.

Ryo überlegte kurz, dann nickte er in Richtung der hinteren Räume. „In den Lagerräumen müssten noch alte Surrogatkörper sein. Vielleicht haben die noch funktionierende Kühlmodule, die wir verwenden können.

Akari sprang auf. „Ja, und ich habe ein altes externes Energiespeichermodul, das wir anschließen können. Das könnte die Prozessorlast zumindest kurzfristig entlasten.

Gut, dann lasst uns das tun!“ sagte Samira entschlossen, ihre Furcht in Entschlossenheit wandelnd.

Während Ryo und Samira durch die Lagerräume hasteten, kehrte Akari zu den Konsolen zurück und versuchte alles, um das System zu stabilisieren. Jede Sekunde, die verstrich, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Der Neuralprozessor lief weiterhin am Limit, und die Temperatur stieg unerbittlich an.

Als Ryo und Samira schließlich mit den Kühlmodulen zurückkehrten, schweißgebadet und atemlos, gab es keine Zeit zu verlieren. Sie arbeiteten fieberhaft, montierten die Module an strategischen Punkten des Androidenkörpers und leiteten die überschüssige Energie ab.

Die Maschinen summten laut, als die Module in Gang gesetzt wurden, und die Temperatur begann allmählich zu sinken. Akari überprüfte die Werte und atmete erleichtert auf, als die Überlastungen abnahmen.

Es… funktioniert“, sagte sie, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Wir stabilisieren sie.

Ryo und Samira standen schweigend daneben, während sie die Bildschirme beobachteten, zu erschöpft, um zu sprechen. Das leise Summen der Maschinen, das sie so lange in Anspannung gehalten hatte, kehrte langsam zurück. Die Bedrohung schien gebannt, zumindest für den Moment.

Plötzlich, ohne Vorwarnung, begannen Katies Augen wieder zu leuchten. Erst ein schwaches Flackern, dann ein stetiges, intensiver werdendes Glühen, das den Raum in ein sanftes, fast übernatürliches Licht tauchte.

Sie…“ begann Samira, ihre Stimme brach ab, als sie das Unfassbare sah.

Katie öffnete langsam ihre Augen, und das Licht, das von ihnen ausging, schien durchdringender, lebendiger als je zuvor.

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