Strom aus dem Osten… des Himmels
Solaranlage in einer Mietwohnung. Ohne Balkon. Ohne Garten. Ohne Außenmontage. Klingt nach einem Widerspruch? Ist es nicht – zumindest nicht, wenn man bereit ist, ein bisschen zu improvisieren, zu tüfteln… und mit Tesafilm zu arbeiten.
Das hier ist kein Zukunftsprojekt. Kein „Ich baue noch“ oder „Ich überlege gerade“. Die Anlage läuft. Sie steht. Sie liefert. Und das schon eine ganze Weile. Ich habe mir aber die Zeit genommen, das mal richtig einzurichten und mit dem neuen WLAN zu verbinden.

Die Komponenten im Detail
Wechselrichter:
- Hoymiles HM-300 – Mikrowechselrichter, gekauft im Ausverkauf für 37,50 €. Arbeitet mit bis zu 300 W Ausgangsleistung direkt ins Hausstromnetz.
Datenübertragung:
- Hoymiles DTU-WLITE, gebraucht erstanden für 15 €, verbindet den Wechselrichter mit der Hoymiles S-Cloud, wo sich alle Produktionsdaten überwachen lassen. Optional, was mir damals beim Kauf nicht bewusst war, gibt es die Möglichkeit, einfach eine OpenDTU zu nehmen, die mit um 30€ zu Buche schlägt und keine Cloud-Anbindung benötigt.
Solarmodule:
- Zwei ECO-WORTHY Campingsolarpanele, jeweils 2×100 W, also insgesamt 200 W Peakleistung pro Panelkit. (Nicht irritieren lassen, das sind 100W pro Klappseite.)
- Preis: ~75 € pro Modul nach Gutscheinen – insgesamt 150 €.
Technische Besonderheit:
Die Panele liefern einzeln nur ca. 18 V, was für den HM-300 nicht reicht – der benötigt mindestens 22 V zum einschalten, 28V für Optimale Leistung. Daher wurden die Module in Reihe geschaltet, was stabile 36 V MPPT-Eingangsleistung ergibt. Damit arbeitet der Wechselrichter im optimalen Bereich.
Und die Montage?
Ganz einfach: Die Panele sind mit Tesafilm direkt an mein Ostfenster geklebt. Kein Balkon, kein Gestell, kein Gerüst. Sie bleiben dort fest installiert und sind weder mobil noch beweglich – aber ausreichend belichtet, um regelmäßig zwischen 50 und 140 W Einspeisung zu liefern, je nach Tageszeit und Wetter, wobei durch Passivstrom ab dem Frühen Nachmittag im Frühling nur noch 8-15W ankommen.

Das da, zwei mal.
Hochkant & Ostfenster: Die Sache mit dem Schatten
Montiert sind die Panels hochkant, direkt an zwei Ostfenstern. Das ermöglicht eine gute Ausnutzung der Vormittagssonne – immerhin liegt der maximale Ertrag zwischen etwa 7 und 11 Uhr. Allerdings gibt es einen kleinen, unvermeidlichen Haken:
Die Fenster sind teilweise durch das südlich liegende Mauerwerk verschattet – etwa 20 % der Glasfläche sind ab dem späten Vormittag im Schatten. Und das merkt man direkt: Sobald ein Teil der Module abgeschattet wird, sinkt der Ertrag deutlich, da beide in Reihe geschalteten Panels betroffen sind. Der typische Effekt in solchen Situationen ist eine spürbare Drosselung des Stromdurchsatzes, selbst bei sonst klarer Sonneneinstrahlung.
Trotzdem liefert die Anlage zuverlässig – und die Hochkantlösung erwies sich als bester Kompromiss aus Platz, Sichtschutz und Sonnenwinkel.

Monitoring & Integration
Die Anlage ist vollständig in mein Smart Home eingebunden:
- Über eine Shelly Plug S wird die erzeugte Leistung direkt in Home Assistant getrackt.
- Visualisierung erfolgt via Powercard-Integration, die den aktuellen Verbrauch und die Rückspeisung anzeigt.
- Parallel dazu läuft die Hoymiles-eigene Überwachung via S-Cloud, um langfristig Produktionswerte zu vergleichen.
Und was bringt das?
Natürlich ist das keine Highend-Großanlage. Aber sie macht sich durchaus bemerkbar:
Zwischen 4 und 11 € Stromkosten spare ich aktuell pro Monat – allein im Frühling. Je nach Wetter, Tageslänge und Sonnenintensität variiert das ein wenig, aber: Sie liefert.
Wie sich das Ganze im Sommer verhält, wird sich zeigen – ich bin jedenfalls gespannt. Die Grundlagen stehen. Und die Sonne hat noch einiges vor. Und die Fenster müsste ich auch mal Putzen.
Optimierungskurve
Seit dem Aufbau am 31. März hat sich bereits eine deutliche Steigerung abgezeichnet: Anfangs lag die Anlage bei gerade einmal 10 W Peakleistung, doch mit kleinen Justierungen, mehr Sonne und stabileren Lichtverhältnissen sind inzwischen Spitzenwerte um die 60 W drin – trotz Ostfenster und partieller Verschattung.
Wie sich das in den kommenden Tagen und Wochen weiterentwickelt, bleibt spannend – vor allem, wenn die Sonne langsam höher steigt und die Schatten kleiner werden.

Fazit
Für unter 210 € Gesamtkosten habe ich eine kleine, aber funktionale Balkon-ähnliche PV-Anlage – nur eben ohne Balkon. Rückbaubar, mietverträglich, und ohne bauliche Eingriffe. Und obwohl die Leistung natürlich nicht mit einer vollwertigen Dachanlage konkurrieren kann, reicht sie, um tagsüber ein bisschen den Druck von den Stromkosten zu nehmen.
Mehr braucht es manchmal nicht, um mit der Sonne zusammenzuarbeiten.